​Der menschliche Körper besteht zum Großteil aus Wasser, daher ist es für uns lebenswichtig. Wir müssen täglich genug trinken, um den natürlichen Wasserverlust im Körper auszugleichen, der z. B. durch Schwitzen entsteht. Pures Wasser ist der ideale Durstlöscher und dabei auch noch kalorienfrei.

Vorteile von Leitungswasser

Bei Wasser stellt sich jedoch die Frage: Aus der Flasche oder aus der Leitung? Die Vorteile von Leitungswasser sind klar: Es ist deutlich günstiger, auf jeden Fall regional und unverpackt, was gut für Umwelt und Klima ist, man spart sich das Kistenschleppen und die Pfandrückgabe. Wer kein stilles Wasser mag, kann sich mit diversen Trinkwassersprudlern auch selbst kohlensäurehaltiges Wasser daraus zaubern. Und wie Produkttests zeigen, hält definitiv nicht jedes Wasser aus der Flasche das, was es verspricht. Bei der Stiftung Warentest konnten vor allem die stillen Wässer aus der Flasche im Test nicht punkten. Da sie oft sogar aus den gleichen Quellen wie Leitungswasser stammen, sei Leitungswasser in den meisten Fällen die bessere Option.

Streng kontrolliertes Lebensmittel

Dennoch haben einige Verbraucher Bedenken, wenn es um den Konsum von Leitungswasser geht. Dabei ist in Deutschland Leitungswasser das am besten kontrollierte Lebensmittel überhaupt und besitzt laut letzter Testung vom Umweltbundesamt durchgehend gute bis sehr gute Qualität. Die deutsche Trinkwasserverordnung (TrinkwV) gibt klare Richtlinien, Grenzwerte und Regelungen vor, um sicherzustellen, dass ausschließlich reines, genusstaugliches und gesundheitlich unbedenkliches Wasser in die Leitungen gelangt. Die örtlichen Wasserversorger müssen mit strengen Untersuchungen gegenüber den Gesundheitsämtern belegen, dass ausschließlich einwandfreies Wasser bis zum Hausanschluss gelangt. Die örtlichen Wasserversorgungsunternehmen geben Auskunft über die Zusammensetzung des regionalen Trinkwassers, einige Versorger veröffentlichen die Inhaltsstoffe stetig aktuell auf ihrer Website.

Die meisten Bürger beziehen ihr Trinkwasser aus dem öffentlichen Versorgungsnetz, nur etwa ein Prozent bezieht es auf anderem Weg, z. B. über einen Hausbrunnen. Das Trinkwasser im öffentlichen Versorgungsnetz wird hauptsächlich aus Grund- und Quellwasser gewonnen – genau wie die meisten in Flaschen erhältlichen Wässer. Dieses Wasser ist meist so hochwertig, dass es keiner oder nur geringer Aufbereitung bedarf. Nur rund 25 bis 30 Prozent des Trinkwassers im Netz werden aus sogenanntem Oberflächenwasser gewonnen, d. h. aus Flüssen, Seen, Talsperren oder Brunnen in der Nähe von Seen und Flüssen. Das Wasser wird gefiltert und aufbereitet, um eventuell vorhandene Schadstoffe und Krankheitserreger zu beseitigen, bevor es ins Versorgungsnetz gelangt. Ziel der Wasserversorgung ist es, ein möglichst natürliches Trinkwasser ohne umfangreiche Aufbereitung und weite Transportwege zu liefern.

Chlor und Kalk

Daher brauchen Verbraucher auch nicht zu fürchten, dass das Leitungswasser gechlort ist. In Deutschland werden zur Behandlung des Wassers meist naturnahe Verfahren eingesetzt, beispielsweise die Filtration durch Sand. Ein Zusatz von Chlor findet höchstens bei Verdacht auf bestimmte Keime statt, aber auch dann nur in sehr geringen Mengen und lediglich vorübergehend. Auch darüber informieren die örtlichen Versorger im Zweifelsfall.

Ein Punkt, der vielen Menschen Bedenken bereitet, ist die Wasserhärte, sprich kalkhaltiges Wasser. Für Waschmaschinen, Wasserkocher und Co. mag kalkhaltiges Wasser ein Problem sein, für den Menschen jedoch nicht. Im Körper „verkalkt“ dadurch nichts, weder die Arterien noch das Gehirn, auch wenn Sprachbilder zu Arteriosklerose und Demenz das vielleicht nahelegen. Kalk besteht aus Kalzium und Magnesium – beides wichtige Mineralstoffe für den menschlichen Körper, die zu einer gesunden Ernährung beitragen. Überschüssiges Kalzium und Magnesium scheidet der Körper natürlicherweise aus.

Mineralstoffgehalt

Genauso wenig, wie man einen Überschuss an diesen Mineralien befürchten muss, ist ein Mangel an anderen Mineralstoffen zu erwarten, wenn man Leitungs- statt Mineralwasser konsumiert. Denn nur weil es Mineralwasser heißt, sind nicht unbedingt mehr Mineralien enthalten. Genau wie beim Trinkwasser ist der Mineralstoffgehalt abhängig von der Region, aus der das Mineralwasser stammt. Es ist übrigens keine Mindestmenge an Mineralien vorgeschrieben, die ein Mineralwasser enthalten muss, um diesen Namen tragen zu dürfen. Die Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO) schreibt nur vor, dass das Wasser aus vor Verunreinigungen geschützten, unterirdischen Quellen stammen muss und eine amtliche Anerkennung benötigt. Bei den Tests der Stiftung Warentest schneiden Mineralwässer sogar regelmäßig als „mineralstoffarm“ ab; sie enthalten häufig also sogar weniger Mineralien als Leitungswasser.

Der regional unterschiedliche Mineraliengehalt im Leitungswasser sorgt auch für einen spezifischen Geschmack. Aus rein gustatorischer Sicht kann es also durchaus sein, dass einem das heimische Leitungswasser schlicht und ergreifend nicht schmeckt. Deswegen ist es aber noch lange nicht schlecht oder gesundheitlich bedenklich. Selbst rötliches Wasser, das rostig wirkt, muss nicht durch rostige Hausleitungen zustande kommen. Verschwindet die Verfärbung des Wassers, wenn es einige Zeit läuft, spricht das für einen hohen Eisengehalt des Wassers. Sobald es klar läuft, ist neben der Verfärbung auch der komische Geschmack verschwunden.

Laufen lassen

Damit immer frisches Waser aus der Leitung ins Glas gelangt, sollte man das Wasser erst ein paar Sekunden laufen lassen, bis es merklich kühler wird. Vor allem dann, wenn das Wasser mehr als vier Stunden in der Leitung gestanden hat. Das Wasser, das man ablaufen lässt, kann man zum Beispiel zum Pflanzengießen nutzen. Außerdem kann man selbst etwas für die Wasserqualität in tun: Regelmäßig die Perlatoren säubern und ggf. tauschen.

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