Mütter, die bald nach der Geburt ihres Kindes wieder Sport treiben möchten, stehen häufig vor einem Problem: Wohin mit dem Kind? Es gibt Studios, die Kurse anbieten, in welchen die Kids mit in das Workout integriert werden.

Immer mehr Mamas wollen bereits kurz nach der Geburt ihrer Kinder wieder fit werden. Vielleicht liegt es an Frauen wie Fernsehmoderatorin Annemarie Carpendale oder Model-Mamas wie Heidi Klum, die mit nahezu verblüffendem Beispiel vorangehen. Oder aber daran, dass das Bewusstsein für einen gesunden, leistungsfähigen Körper allgemein gewachsen ist. Heute haben viele Frauen ziemlich bald nach der Geburt des Kindes wieder den Wunsch, die ursprüngliche Kleidergröße zu tragen. Verena Wiechers, Sportwissenschaftlerin und Leiterin der Akademie für Prä- und Postnatales Training sowie Entwicklerin des MamaWORKOUT-Konzepts, sieht das nicht nur positiv. „Es ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits haben wir da die Problematik, dass Frauen sich unter Druck setzen lassen und damit schnell und oft die falschen Sachen trainieren. Andererseits ist es schön, dass Mütter etwas für ihre Figur und damit ihre Gesundheit machen wollen.“ Schließlich merken Mütter auch sobald der Nachwuchs etwas älter ist, dass ein fitter Körper durchaus vorteilhaft ist, um die Kids im Zaum und bei Laune zu halten … Allerdings braucht ein Körper nach der Geburt auch Regenerationszeit. Und dann ein vernünftiges Aufbau- bzw. Rückbildungstraining.

Mama-Baby-Workouts sind keine Selbstläufer

Wiechers hat 2008 MamaWORKOUT ins Leben gerufen. Weil die Geburten ihrer Kinder sie und ihren Körper zunächst einmal völlig aus der Balance gebracht hatten. „Mütter sollen sich vital, fit und schön finden“, sagt sie. Sie müssen schließlich Großartiges leisten. Die MamaWORKOUTs werden auch in verschiedenen Fitnessstudios angeboten. Aber es gibt auch Studios, die nicht familienorientiert sind, weil sie einfach sagen: Das passt nicht zu uns. „Wo die Cross Fitter und Pumper trainieren, fühlen sich Mamis mit ihren Babys nicht unbedingt wohl“, sagt Wiechers schmunzelnd. „Junge Mütter sind auch nicht die spannendste Zielgruppe für Studios, weil sie häufig nicht viel Geld im Studio ausgeben. Dafür fehlt ihnen schlichtweg auch die Zeit.“ Mama-Baby-Kurse sind kein Trendthema, kein Selbstläufer wie Zumba oder Pilates, sagt Wiechers. Es kann aber durchaus ein Imagegewinn für ein Studio sein, wenn Mama-Baby-Kurse mit im Programm geführt werden. „Ob ein Studio für so etwas offen ist, richtet sich oft danach, ob man zufällig eine für postnatales Training qualifizierte Trainerin im Team hat. Oder wenn die Frau des Studiobesitzers plötzlich selber schwanger ist“, meint Wiechers.

Die gemeinsame Aktivität steht im Vordergrund

Fitness First bietet in verschiedenen Studios in Deutschland den Mom & Kids in Motion Kurs an. Ein Ganzkörper-Kräftigungs-Workout für Mamas, deren Babys mindestens vier Monate alt sind. Manche Studios haben „fitdankbaby“ im Programm, ein Trainingskonzept der Augsburgerin Rebecca Köhler, Die Ftnesstrainerin und Expertin für Prä- und postnatales Training entwickelte „fitdankbaby“ 2007. Zunächst startete das Konzept mit einem Training für Eltern, deren Kinder in der Regel zwischen drei und sieben Monaten alt sind. Heute können die Kinder bis zum 3. Lebensjahr in die Stunden integriert werden. Ein eigens entwickelter Trainingsgurt hilft, die kleinen Körper zu stützen und sie kreativ in die Sportübungen der Mutter mit einzubeziehen. In der Bauchgurtposition sind die Kinder nur zum Warm-up. Danach kommt der Gurt auf vielfältige Weise zum Einsatz und die Kinder dürfen aktiv dabei sein. „Es geht uns bei diesem Sportprogramm auch um die gemeinsame Aktivität zwischen Mama oder Papa und Kind“, sagt Köhler. Welche Studios solche Kurse anbieten, findet man am besten auf den Seiten der jeweiligen Workout-Entwickler (siehe Kasten).

Ähnliches Konzept wie „fitdankbaby“ ist das Kanga-Training aus Österreich, das 2009 entstanden ist. Generell findet man viele Kurse für Mütter in Physiotherapie- oder Hebammenpraxen. „Mütter informieren sich am besten immer jeweils an ihrem Ort. Da die Kurse mit Baby häufig eher in Kleingruppen stattfinden, ist es eine gute Gelegenheit kleine Räume zu belegen“, sagt Wiechers. Wenn Studios kleine Räume haben, die wenig oder schlecht genutzt werden können, sind Mama-Baby-Kurse ideal. Rebecca Köhler gibt zu bedenken: „Fitnessstudios verlieren häufig ihre schwangeren Kundinnen, weil diese während der Schwangerschaft nicht betreut werden können, denn hierzu fehlen häufig die Experten. Und dann, wenn das Baby da ist, stehen die Mütter wieder vor dem gleichen Problem. Ein Studio, dass Kurse für Mama mit Kind anbietet, kann hingegen, wenn es optimal läuft, gleich zwei Kunden gewinnen.“

Kein falscher Ehrgeiz, Ladies!

So sportbegeistert Verena Wiechers auch ist, so ist ihr größtes Anliegen doch: „Wer das postnatale Training falsch gestaltet, riskiert körperliche Schäden wie beispielsweise Organ-Absenkungen, Inkontinenz oder Rektusdiastase (Bauchmuskelspaltung). Deshalb ist die Qualifikation der Kursleiterin enorm wichtig! Auf unserer Webseite führen wir extra eine nach Postleitzahlen sortierte Liste mit gut ausgebildeten Kursleiterinnen.“ Sich vorab über Qualitäten der Anbieter und vor allem der Trainer zu informieren und gegebenenfalls persönliche Probleme und Erfahrungen besprechen zu dürfen, ist daher wichtig für alle Mamis, die nach der Geburt ihrer Kinder wieder schnell fit werden wollen. Und das lohnt sich übrigens. Weil auch die Kleinen von fitten Mamis profitieren.

Abbildung: fitdankbaby / XANDERHOFSTUDIOS