Frauen brauchen Fitness-Training noch viel nötiger als Männer. Denn Frauen sind im Leben meistens einer Doppel- oder gar Dreifach-Belastung ausgesetzt: Hausfrau und Mutter oder Frau mit Beruf und Familie. Psychische Erkrankungen wie das Burnout-Syndrom sind die dritthäufigste Diagnose unter berufstätigen Frauen. Aber auch ohne ärztliches Attest sind Frauen viel öfter von Zuständen körperlicher und psychischer Erschöpfung, anhaltender Antriebs- und Leistungsschwäche und fehlender Erholungsfähigkeit betroffen. Gegen all diese Symptome helfen tatsächlich Bewegung und Training am besten, weil diese Medizin im Gegensatz zu chemischen Psychopharmaka nachhaltig und ohne schädliche Nebenwirkungen hilft. Und die Auswahl an sportiven Therapien ist riesengroß.

Bewegung baut aufgestaute Anspannung ab und neue Energie auf. Deshalb ist Ausdauertraining wie Joggen auf dem Laufband, Biken auf den Fahrrad-Ergometer oder Walken auf dem Crosstrainer das Mittel der ersten Wahl, um mal wieder richtig durchzuatmen und den Kopf frei zu kriegen. Studien belegen, dass der Körper bei Ausdauertraining mit einer mäßigen Belastung von 30 bis 60 Minuten Endorphin und Serotonin freisetzt. Das sind Botenstoffe, die unsere Stimmung aufhellen. Sie bauen Stress ab und sorgen für das entspannte Gefühl. Endorphine machen geradezu glücklich, ohne die Stimmung abstürzen zu lassen, wenn ihre Wirkung abklingt.

Regelmäßiges Training regt automatisch die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns an. Das sorgt für eine „geistige Fitness“ und Frische, in der es trübe Gedanken doppelt schwer haben sich durchzusetzen. Die Konzentration auf korrekte Übungsabläufe – egal, ob an Geräten oder in Kursen mit anspruchsvoller Aerobic- oder Dance-Choreographie – lenkt von Problemen oder Sorgen ab. Was vorher als Last empfunden wurde, wirkt hinterher vielleicht schon als weniger dramatisch.

Systematische Fitness-Programme regulieren so ganz nebenbei den Stresspegel des Körpers. Der durch Training aktivierte Stoffwechsel wirkt sich auch auf die Ausschüttung der Stresshormone aus. Das führt allmählich zu einer gewissen Stress-Resistenz, die uns spätere Stressmomente gelassener erleben lässt.

Anspannung ab- und Energie aufbauen, Kopf freikriegen und Stresspegel reduzieren – diese positiven Effekte von Training und Bewegung sind unabhängig davon, welche Art von körperlicher Aktivität frau wählt. Optimal sind Trainingsformen, die alle Fitnesskriterien gleichermaßen fördern, also sowohl Kraft und Ausdauer, als auch Koordination und Beweglichkeit fördern. Und zur Regeneration können auch Entspannungs-Angebot nicht schaden.

Allein drauflos zu trainieren birgt zu viele Risiken. Falsch ausgeführte Übungen können wirkungslos bleiben oder zu Verletzungen führen. Im Alleingang fehlt oft die Motivation. Denn ohne eine gewissen Regelmäßigkeit bleiben die Effekte minimal oder gleich ganz aus. Experten empfehlen, an fünf bis sieben Tagen der Wochen eine halbe Stunde lang aktiv zu sein. Viele kleine Einheiten sind sinnvoller, als einmal die Woche ein Mammutprogramm. Die Aktivität sollte wenigstens so intensiv sein, dass frau leicht ins Schwitzen kommt. Und die Belastung sollte als etwas anstrengend bis anstrengend empfunden werden.

Neben den rein körperlichen und psychischen Effekten eines regelmäßigen Trainings bringt ein sportiver Lebensstil stark belasteten Frauen auch viele soziale Vorteile. Allein die tägliche Auszeit beim Training ist eine eigene, kleine Insel. Völlig abschalten, was ganz anderes sehen. Training in der Gruppe mit einer völlig anderen Kommunikationsebene. Viele Frauen nutzen im Fitnessstudio deshalb vor allem die Kurs-Angebote.

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